Das haben wir gelernt

Während unserer Recherche und des Projektverlaufes auf TikTok haben wir verschiedene Dinge gelernt, die wir gerne teilen möchten.


1. Teamwork

Zusammen an einem TikTok-Account zu arbeiten hat viele Vorteile: Man kann gemeinsam Ideen entwickeln, bekommt Feedback zu Inhalten und kann sich die Betreuung der Kommentare und Reaktionen aufteilen. Viral zu gehen/viele Leute zu erreichen funktioniert besser, wenn man mehr (zB jeden 2. Tag) Videos postet. Und das Erstellen von vielen guten, interessanten Videos ist aufwändig, weswegen es Sinn macht, die Arbeit aufzuteilen. Außerdem ist es gut, wenn man schlechte Reaktionen nicht auf sich persönlich bezieht. Als Team kann man sich dazu viel besser abgrenzen. Zum Beispiel wenn die Person, die den Account betreut und die Kommentare liest, nicht die Person ist, die in den Videos zu sehen ist. Auch wenn der Kanal nicht so erfolgreich ist wie gedacht, kann man sich gemeinsam besser motivieren weiterzumachen.


2. Werben

Bei TikTok kann man sehr einfach mit der Funktion “Werben” oder “Promote” Views kaufen. Gerade zu Beginn eines Kanals ist das eine sehr gute Starthilfe, um dafür zu sorgen, dass die Videos mehr Menschen angezeigt werden. Dafür reichen auch kleinere Beträge unter 100 Euro. So kann man sich schneller eine Follower*innenschaft aufbauen und dann hat jedes neue Video schon automatisch mehr Views. Um einen Kanal über mehrere Jahre nachhaltig aufzubauen, ist bezahlte Reichweite allerdings möglichst zu vermeiden. Der kurze Projektzeitraum und das Ziel, innerhalb dieses Zeitraumes möglichst viele Menschen zu erreichen, macht aber den Einsatz bezahlter Reichweite fast notwendig.


3. Unterhaltungen

Wir haben während des gesamten Projekts die Kommentarspalten der Videos betreut. Das heißt, dass wir unangemessene Kommentare gelöscht haben, und bei anderen Kommentaren gelikt, geantwortet oder nachgefragt haben. Gerade bei Alex’ Account kamen dort oft gute Unterhaltungen in Gang. Außerdem konnte man spüren, dass es auch einen Einfluss auf die Art der Kommentare der Nutzer*innen hat. Sie waren oft zugewandt und unterstützend. Zudem haben wir unter manchen Videos mit anderen Fake-Profilen einen ersten Kommentar gepostet - sozusagen als Icebreaker für andere. Das hat tatsächlich manchmal funktioniert.

Unserer Meinung nach wichtig in der Moderation der Kommentarspalten ist die Perspektive, dass Kommentarspalten weniger Diskussionsräume sind als dass sie Bühnen sind. Wenn ich also auf einen Hasskommentar antworte, mache ich das nicht, um die Person zu überzeugen, die diesen Kommentar verfasst hat, sondern um denjenigen, die mitlesen, zu zeigen, dass es auch eine andere Perspektive gibt.

Zum Community Management gehört es auch, private Nachrichten zu beantworten – wobei wir hier immer transparent waren und angesprochen haben, dass an diesem Account ein Team von Leuten arbeitet.


4. Vernetzen

Zu Beginn ist es sinnvoll anderen Accounts zu folgen, die die gleiche Follower*innenschaft haben, die man selbst ansprechen möchte. Dadurch sieht man, was gerade für Trends kursieren, an die man sich anschließen kann.

Außerdem macht es Sinn, Follower*innen zu Freund*innen zu machen. Durch Zurückfolgen (in der Logik von TikTok wir dann aus einem follow ein befreundet) bildet sich eine engere Verbindung und meistens schauen und liken Leute dann gleich mehrere Videos, schauen auch neue Inhalte öfter und kommentieren mehr. Außerdem kann man auch sehen, welche Videos diese Accounts teilen und bekommt so noch mehr Informationen über die Interessen der Zielgruppe.


5. Ausprobieren

Am besten kommt man ins Videos-Erstellen, indem man einfach loslegt - ohne Angst vor Fehlern. Man kann ein Video auch mehrere Male hochladen, mit veränderter Musik, mit einer anderen Hook, mit einem anderen Schnitt. Wir haben dann meistens das alte Video auf “privat” gestellt, um schon vorhandene Likes und Kommentare nicht zu verlieren. So konnten wir zum Beispiel bei einem Video mit sehr wenigen Views einen neuen Versuch starten, ohne gleich komplett neu zu drehen. Und man bekommt ohne großen Aufwand ein Gefühl dafür, was auf TikTok gut funktioniert. 

Einfach machen ist der beste Tipp – der uns auch seit der Recherche von vielen Expert*innen gegeben wurde.


6. Hook

Die Hook ist der erste Eindruck, den dein Video beim Publikum macht. Es kann ein Textfeld im Bild sein, ein gesprochener Text, ein interessantes Video. Die Hook sind die ersten Sekunden, in denen das Publikum entscheidet, ob es weiterschauen oder weiterswipen will.

Zur Hook gibt es zahlreiche Videos und Texte mit Ideen und Vorschlägen. Gerne genutzte Sätze wie: 5 Dinge die… oder Du wirst nicht glauben, was… kann man dort oft finden. Wir fanden es wichtig, dass die Hooks zum Account und zum Zielpublikum passen. Zum Beispiel war die Anspielung auf einen Prominenten, den die Zielgruppe kennt, eine ganz gute Hook (“Julian Nagelsmann macht es auch”). Auch Provokationen mit einer Wendung funktionierten ganz gut, auch um neue Leute zu erreichen (“Männer werden unterdrückt”). Aber auch recht allgemeine Hooks wie “jeder Mensch heutzutage” oder “Liebe” können gut passen. Auch die Länge ist wichtig: Bei uns haben kürzere Hooks besser funktioniert als längere.

Ein Tipp den wir auch bekommen haben: Einen kleinen Schreibfehler in der Hook einbauen, das irritiert und weckt auch Aufmerksamkeit. Generell wichtig: Aufmerksamkeit kann positiv oder negativ erzeugt werden.


7. Zeitraum

Rückblickend hätten wir gerne mehr Zeit für unser Projekt auf TikTok gehabt. Nach drei Monaten können wir nun viele Menschen aus unserer Zielgruppe erreichen und es wäre gut, auf diese Follower*innenschaft aufbauen zu können und sie weiter mit Inhalten zu bespielen.


8. Team

Dieses Projekt richtet sich sehr persönlich an Menschen. Es behandelt private Themen wie Beziehungen, psychische Gesundheit, Lebenshaltung usw. Außerdem spielt es auf einer Bühne, die von vielen als privater Raum empfunden wird und bei welcher sie nicht genau einordnen können, wie authentisch die Content Creator*innen sind (zum Beispiel, weil die Zeit auf TikTok im eigenen Bett stattfindet). Um dieser Herausforderung besser zu begegnen, würden wir uns nächstes Mal noch eine*n Sozialarbeiter*in/Psycholog*in/Pädagog*in mit ins Boot holen. Dies würde vor allem auch beim Community Management eine Rolle spielen, da wir sehr persönliche Nachrichten und auch Hilfeanfragen bekommen haben, die wir dann leider nur an Hilfestellen verweisen konnten.