Einleitung

TikTok ist eine soziale Plattform, die maßgeblich die Wirklichkeitswahrnehmung und auch den Diskurs einer ganzen Generation prägt. Die algorithmischen Wirkungsweisen haben eine massive Breitenwirkung. Auf TikTok entstehen und zirkulieren Trends – und springen auch auf andere Plattformen über. Bei den 15 bis 25-Jährigen ist TikTok eine der meistgenutzten Plattformen. Und gleichzeitig gilt TikTok als Einstiegsdroge in bspw. maskulinistische Radikalisierungsprozesse.

Von diesen Radikalisierungsprozessen profitieren wenige Content Creator*innen und Social Media Strateg*innen, die eigene politische oder finanzielle Interessen durchsetzen wollen und dafür junge Menschen benutzen. Sie setzen Trends, prägen gewaltvolle Narrative und versprechen ihren Zielpublika einfache Lösungen, die in Wahrheit aber die Probleme eher vergrößern oder Verwirrung und Hilflosigkeit verursachen. Radikalisierung ist dabei ein schrittweiser Prozess, der im Laufe von Monaten oder Jahren über Mikroimpulse stattfindet.

Es ist die Aufgabe einer Demokratie, junge Menschen vor diesem Prozess zu schützen und Radikalisierungen vorzubeugen, die in Gewaltspiralen münden.

Deshalb führten wir als onlinetheater.live in Koproduktion mit dem HAU Hebbel am Ufer, dem FFT Düsseldorf und dem Kleintheater Luzern im Jahr 2024 ein Projekt auf TikTok durch. Dabei bewegten wir uns mittels einer Videokampagne in Online-Bubbles hinein, in denen sich junge Männer durch hegemoniale Männlichkeitserzählungen radikalisieren. Wir sehen an dieser Stelle notwendigen Handlungsbedarf, denn aus ihnen kann sich ein frauen- und queerfeindliches, rassistisches, antisemitisches und behindertenfeindliches Weltbild ableiten. Und es kann zu körperlicher, seelischer und sexualisierter Gewalt führen - im schlimmsten Fall zu Suiziden, Femiziden und Amoktaten. 

Für diese Kampagne konzipierten und erschufen wir sechs TikTok Accounts, die in sich wiederum selbst unterschiedliche Ästhetiken und Erzählweisen bedienen. Alle Videos zeigen Auswege aus hegemonialen Männlichkeitskonstruktionen oder geben alternative Handlungsimpulse und regen zum Austausch an.

Wir wollen eine Art künstlerische Empathie- und Konsensschule auf TikTok erschaffen, für die die Videoästhetiken erfolgreicher Videos kopiert und mit neuen Narrativen gefüttert werden. 

Unser künstlerischer Ansatz zur De-Radikalisierung ist nur wirksam, wenn ihn viele kopieren und in die eigene künstlerische Praxis überführen. Deshalb sammeln und bündeln wir auf dieser Dokumentations-Seite unser Wissen. Gerne bieten wir auch Workshops und Seminare an.